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Drittens:
Für den Liebhaber des schönen Buches ist das Barbuch oft ein Anlass zu ästhetischem Genuss.
Ob es nun ein Jugendstil-Punschrezept-buch aus dem Jahre 1900 ist, ein kleines anzeigengefülltes Taschenbuch mit Daumenregister aus den 20er Jahren, das berühmte Savoy Cocktail Book aus 1930 im Art-Deco-Stil, ein Heimmixerbüchlein aus den 50er oder 60er Jahren mit s/w-Zeichnungen, ein opulenter Farbbildband der 80er Jahre oder ein Rezeptbuch im schrägen Retrodesign der 90er Jahre: viele Barbücher zeichnen, wie Sie sehen können, sich durch eine schöne oder zeittypische Gestaltung aus.
Und viertens: viele Rezeptbücher für Mixed Drinks zeigen mit ihren Anekdoten, Historien, Stories, Bon-mots und interessanten Betrachtungen ebensoviele Merkmale der bereits erwähnten Tradition der gastronomischen Literatur.
Wirklich gut geschriebene Prosatexte sind z.B. die Tips für junge Bartender von Harry MacElhone (Harry's New York Bar Paris, 1919), die magistrale Einleitung von Herbert Asbury zu seiner Ausgabe von Jerrry Thomas (1928), die subtilen Betrachtungen über die Psychologie des Mixens von Frank Meier (The Ritz Hotel Paris, 1936), die bissigen Bemerkungen von Trader Vic, Erfinder des Mai Tai, über "People that Bartenders don't like" und "Bartenders that customers don't like" (1947), die einflußreiche Harmonielehre des Cocktails durch den New Yorker Anwalt David Embury (1948) sowie - eben in Anlehnung an diese Tradition - das frisch-energische Plädoyer für alkoholfreie Cocktails von Marie Simmons und Barbara Lagowksi (1986).
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