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Im Jahre 1862 erschien das erste eigenständige Rezeptbuch für Mixed Drinks, "How to Mix Drinks", von Jerry Thomas, der mit seiner schillernden Persönlichkeit und seinen spektakulären Mixkünsten auch in Europa bekannt wurde.
Die Erstausgabe von Thomas' Barbuch enthält nicht weniger als 236 Rezepte, aber nur 10 davon werden als Cocktail geführt, die anderen Rezepte gehören zu anderen Getränkegruppen wie z.B. Toddys, Flips, Slings usw.
Man sieht daran, dass das Wort "Cocktail" später seine Bedeutung erweitert und sich erst im Laufe der Zeit als populäre Sammelbezeichnung für alkoholische Mixgetränke im allgemeinen durchgesetzt hat.
Jerry Thomas' Companion von 1862 ist der Anfang einer Tradition der Barbücher, die sich bis auf den heutigen Tag fortsetzt. Diese Rezeptbücher, von denen in der Ausstellung etwa 100 gezeigt werden, sind aus viererlei Grund lesenswerte, interessante, aufschlussreiche historische Dokumente.
Erstens kann man ihnen entnehmen, welche Rezepte es gegeben hat und gibt, wie sie entstanden sind und überliefert und variiert werden, welche Cocktaildefinitionen, Cocktailauffassungen und Getränkekategorien es gibt, und wie sich das Repertoire im Laufe der Zeit nach bestimmten Trends entwickelt.
Es lässt sich z.B. verfolgen, wie gerade während der amerikanischen Prohibition viele neue Rezepte hinzukommen, wie nach der Prohibition ein Bestreben nach Standardisierung und radikaler Vereinfachung entsteht, wie ab den 50er Jahren erst Wodka, dann Tequila, später Cachaca in die Mixkultur integriert werden, wie der trockene Martini immer trockener wird, wie der Margarita sich von einem einzelnen Tequilacocktail zu einer ganzen Getränkegruppe entwickelt, oder wie ab den 80er Jahren Tropical Drinks, aber auch alkoholfreie Getränke im Trend liegen.
Das sind alles exemplarische Aspekte der sog. internen Geschichte des Cocktails.
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