Die Bar unter kapitalistischen Verhältnissen und im Sozialismus
In die Ex-DDR hat sich die Bartradition der zwanziger Jahre nahtlos herübergerettet. Mixdrinks und klassische Cocktails konnten in fast jedem Restaurant mit höherer Preisstufe bestellt werden. Dies im Gegensatz zur BRD, in der der Cocktail zwar in den fünfziger Jahren noch einmal eine kleine Renaissance erfuhr, jedoch spätestens in den siebziger Jahren fast vollkommen verschwand. Da die Bar jedoch aus den Zwanziger Jahren heraus noch den Nimbus des Verruchten, Lasterhaften, Dekadenten hatte, mußte man die Bar im Sozialismus neu definieren. Ich zitiere im Folgendem aus einem kleinen Büchlein mit dem Titel: "Wir mixen", erschienen 1960 im VEB Fachbuchverlag Leipzig.
"Die Entwicklung und das Wesen der Bars unter kapitalistischen Verhältnissen hat sich die Bar als eine besondere Einrichtung im Gaststättenwesen bzw. als eine besondere Form der Gaststätte herausgebildet. Sie steht eng mit dem Ausschank von Mischgetränken in Verbindung. Ausschlaggebend für das Entstehen und die Weiterentwicklung von Bars war das Profitstreben der Gaststättenbesitzer.
Diese hatten bald herausgefunden, daß durch das einmal geweckte Bedürfnis nach schmackhaften Mischgetränken für sie eine zusätzliche Profitquelle entstanden war. Sie taten alles, um dieses Bedürfnis ständig dadurch zu fördern, daß sie einerseits das Angebot an Mischgetränken laufend erweiterten, verbesserten und den speziellen Wünschen anpaßten und andererseits neue Formen der Bewirtung der Gäste schufen. Insbesondere fand das seinen Ausdruck darin, daß die Mischgetränke unmittelbar vor den Augen der Gäste an der Bartheke zubereitet und ihnen individuell serviert wurden.
...Unter kapitalistischen Verhältnissen dienen die Bars dazu, den Angehörigen der herrschenden Klasse und bevorzugten Schichten, die über das notwendige Geld verfügen, um sich in Bars vergnügen zu können, ihre Langeweile zu vertreiben oder sich in mehr oder weniger zweifelhafter Begleitung zu amüsieren. Dieses Publikum gibt natürlich den Bars das entsprechende Gepräge und beeinflußt das Milieu wesentlich. Die Werktätigen dagegen gehen nur zu dem Zweck in die Bar, um sich zu berauschen und auf diese Weise die Sorgen des Alltags zu vergessen. Meistens haben sie aber nicht das notwendige Geld, um die hohen Preise in den Bars bezahlen zu können, ganz abgesehen davon, daß sich die Arbeiter in dieser Gesellschaft kaum wohl fühlen.
...Von den Inhabern einer Bar, die selbst hinter der Bartheke tätig sind, ist es nicht anders zu erwarten, als daß sie unmittelbar versuchen, soviel wie möglich an ihren Gästen zu verdienen. Bei ihnen steht das Profitinteresse immer im Vordergrund.
Sie werden deshalb nur dann darauf einwirken, daß die Gäste sich in der Bar sinnvoll unterhalten, wenn ihnen das die Einkünfte nicht schmälert. Sie werden eher allen Ausschweifungen, Erscheinungen des Lasters usw. noch Vorschub leisten, wenn ihnen das den notwendigen Profit bringt.
Die Bars unter sozialistischen Verhältnissen.
Einen grundsätzlich anderen Charakter haben die Bars in der sozialistischen Gesellschaft. Die Bars und das Angebot von Mischgetränken dienen unter den neuen gesellschaftlichen Verhältnissen nicht mehr dem Streben nach hohem Profit einzelner, sondern in erster Linie der Befriedigung der Bedürfnisse breiter Kreise der Bevölkerung. Die Bars können sich erst jetzt, wie alle Gaststätten überhaupt, zu Stätten der Unterhaltung und Entspannung für alle entwickeln. Erstmalig können es sich auch breite Kreise der Werktätigen leisten, in einer Gaststätte eine Flasche Wein oder Sekt zu trinken bzw. in der Bar schmackhafte Mischgetränke zu genießen. Daraus geht zugleich hervor, daß die Bars unter sozialistischen Verhältnissen durchaus eine Daseinsberechtigung haben. Denn nicht die Bars als Einrichtungen auf dem Gebiet des Gaststättenwesens in der kapitalistischen Gesellschaft sind abzulehnen, sondern das, wozu sie dienen und was sich in ihnen abspielt."
Spirit of the Week:
Flor de Caña
Ein Spitzenrum aus Nicaragua. Erhältlich in mehreren Altersstufen. Ehemals in der DDR in jedem Delikat zu erhalten, findet man ihn heute in Deutschland leider nur noch selten.
Edel-Cocktail
Zubereitung: Außer der Kirsche und der Zitronenspirale werden die übrigen Zutaten einige Zeit im Becher auf Eis geschüttelt. Ist die Mischung durchgekühlt, seiht man sie ins Servierglas und legt die Kirsche sowie die Zitronenspirale ein.
Cocktail für Damen
Zubereitung: Rum, Milch, Apfelsinensaft und Fruchtsirup im Schüttelbecher gut auf Eis mixen, die Mischung in eine flache Cocktailschale seihen und nach Einlegen der Weinbrandkirsche servieren.